Warum warnt Jesus vor den 'Sorgen des Lebens' in Lukas 21,34?
Jesus warnt vor den ‘Sorgen des Lebens’ und verwendet sie in einem Satz mit Rausch und Trunkenheit. An anderer Stelle nennt Jesus die ‘Sorgen dieser Weltzeit’, die das Wort vom Reich Gottes ersticken. Die “Sorgen dieser Weltzeit” sind deshalb problematisch, da Gläubige dem Weltsystem nicht anhaften sollen – denn dieses steht in Feindschaft mit Gott (Jakobus 4,4).
Alltägliche Sorgen – jeder kennt sie. Es können berufliche, finanzielle und persönliche Sorgen sein, größere oder kleinere. Bei vielen Menschen dreht sich vor allem die Arbeit wie ein Hamsterrad. Sie wollen immer mehr und mehr schaffen. Kleine Aufgaben, die am Anfang noch einfach schienen, ziehen schwerere Aufgaben nach sich. Durch die Dynamik des Arbeitstages trauen sich die Menschen auch diese, schwerere Aufgabe zu, dann die nächste und die übernächste. Es ist wie bei der Inertion, der Trägheit der Masse: Wenn der Stein ins Rollen gebracht wurde, bewegt er sich durch seine Masse etwas weiter. Irgendwann nehmen die Menschen Aufgaben an, die unschaffbar sind und die sie überfordern.
Frust und Druck machen sich breit. Ständige Nachrichten und der ständige Gedanke daran, irgendetwas vergessen zu haben, sorgen dafür, dass sich über Wochen und Monate ein deutlich erhöhter Dauerstress einstellt. Das macht krank, auch körperlich. Schon sind die Menschen erfasst von der Sogwirkung einer sehr intensiven Alltagsroutine, die sie nicht loslässt. Die Folge: Die aktuell vorliegende Realität erscheint den Menschen als die einzige, die wirklich Priorität hat. Andere Realitäten rücken sukzessive in den Hintergrund, sodass sich der Mensch in einem Strudel von Gewohnheit befindet und andere Realitäten verdrängt. Wie bereits im Artikel über die Welt und das Weltsystem steht: Gewöhnung und Verdrängung sind zwei Dinge in der Welt, die oft den Glauben unterminieren.
Welt und Weltzeit in der Heiligen Schrift: Warum die ‘Sorgen dieser Weltzeit’ gefährlich sind
Problematisch sind die ‘Sorgen des Lebens’ deshalb, weil Jesus das Thema Sorgen in Matthäus 13,22 auch als ‘die Sorgen dieser Weltzeit’ darstellt. Sorgen, die das Wort, das auf die Erde geht, im Erdreich ersticken – wie Dornen: “Unter die Dornen gesät aber ist es bei dem, der das Wort hört, aber die Sorge dieser Weltzeit und der Betrug des Reichtums ersticken das Wort, und es wird unfruchtbar.”
Für diesen Kontext ist es wichtig zu verstehen, dass sowohl “Welt” als auch “Weltzeit” in der Heiligen Schrift eine konkrete Bedeutung haben. Der international bekannte Theologe Arnold G. Fruchtenbaum ordnet die Bedeutung ein, wenn es in der Bibel um die “Welt” geht. Auf der einen Seite sollen Gläubige die Welt nicht lieb haben (1. Johannes 2,15). Im griechischen Neuen Testament ist hierbei die Rede vom kósmos, was “Weltsystem” bedeutet. Auf der anderen Seite ist „Weltzeit“ die Übersetzung aus dem griechischen aión, was für “Weltzeitalter” steht, das vergänglich ist. Arnold G. Fruchtenbaum schreibt:
“Um genau zu verstehen, was die Bibel unter dem Begriff Kosmos versteht, muss man drei griechische Schlüsselwörter unterscheiden. Das erste ist kósmos, was das “Weltsystem” bedeutet. Es wird im Neuen Testament 187 Mal verwendet und in der Regel mit “Welt” übersetzt. Das zweite Wort ist aión, das insgesamt 41 Mal verwendet wird. Auch aión wird gewöhnlich mit “Welt” übersetzt, aber eine wörtlichere Wiedergabe ist Zeitalter im Sinne von “eine Zeitspanne”. [1]
Laut Jakobus 4,4 steht der kósmos, also das Weltsystem im Rahmen dieser Weltzeit, in Feindschaft mit Gott. Das Weltsystem ist gekennzeichnet von eigenen Ordnungsprinzipien, die gegen Gott gerichtet sind. Diese Prinzipien dienen dazu, die Menschen an die Welt zu binden, durch eine Reihe von Versuchungen, Begierden und Gewohnheiten. Arnold G. Fruchtenbaum definiert insgesamt neun Prinzipien, die das Weltsystem kennzeichnen. Erfahre in diesem Artikel mehr darüber, was das Weltsystem in der Heiligen Schrift ausmacht, und warum Gläubige den kósmos, also das Weltsystem, nicht lieb haben sollen.
Die ‘Sorgen des Lebens’ binden die Menschen ans Weltsystem
Die routinemäßige Anhaftung an das Weltsystem geschieht durch die Bindung und Fokussierung der persönlichen, physischen und geistigen Ressourcen zum Andienen entlang der Ordnungsprinzipien der Welt. Daraus resultieren die ‘Sorgen des Lebens’ und die ‘Sorgen dieser Weltzeit’, die eine noch stärkere Anhaftung ans Weltsystem verursachen.
Wer sich viele Sorgen macht, wird auch notwendigerweise viel Zeit und viele Ressourcen dafür aufwenden müssen. Das heißt: Viel Lebenszeit, Lebensenergie und Denkarbeitsspeicher am Tag werden für die Anhaftung an die Welt und das Weltsystem aufgewandt, – Zeit und Denkleistung, die für Gott und den Glauben fehlt. Währenddessen verbessern allgemeine Sorgen die jeweilige Problemstellung nicht, wie Jesus in Matthäus 6,26 sagt: “Wer aber von euch kann durch sein Sorgen zu seiner Lebenslänge eine einzige Elle hinzusetzen?” Tagesaktuelle, routinierte Sorgen ändern an sich nichts an der Sachlage, sondern verschwenden persönliche Ressourcen – ob Zeit, Nerven oder Denkaufwand.
Die ‘Sorgen des Lebens’ werden in einem Satz mit Trunkenheit genannt
Was die Gefahr der routinierten ‘Sorgen des Lebens’ angeht, ist sie nicht einfach nur hoch, sondern Jesus nennt sie in Lukas 21,34 sogar in einem Satz mit Rausch und Trunkenheit: “Habt aber acht auf euch selbst, dass eure Herzen nicht beschwert werden durch Rausch und Trunkenheit und Sorgen des Lebens, und jener Tag unversehens über euch kommt! Denn wie ein Fallstrick wird er über alle kommen, die auf dem ganzen Erdboden wohnen. Darum wacht jederzeit und bittet, dass ihr gewürdigt werdet, diesem allem zu entfliehen, was geschehen soll, und vor dem Sohn des Menschen zu stehen!”
Die ‘Sorgen des Lebens’ werden hier zudem im Kontext der Endzeit genannt. Es wird von den Gläubigen erwartet, dauerhaft zu beten und dauerhaft wachsam zu sein. Wer hingegen durch dauerhafte, routinemäßigen ‘Sorgen des Lebens’ abgelenkt ist, misst diesen eine höhere Priorität zu als Gott und dem Glauben. In einem solchen Fall kann der Tag des HERRN kommen, wie ein Fallstrick – also eine Falle, die zuschnappt, ohne dass sie der Mensch vorhersehen konnte.
Aber wie wird man die ‘Sorgen des Lebens’ los?
Es stellt sich nun die Frage: Wenn Jesus vor den ‘Sorgen des Lebens’ warnt – wie werde ich sie los? Schließlich sind sie ein ernstes Thema und müssen eine ernste Wirkung auf die Menschen hinterlassen, wenn Jesus selbst explizit vor ihnen warnt. Es können auch große Sorgen sein – auch existenzielle. Sollen wir sie einfach ignorieren? Das nicht: Die Problemstellungen hinter den ‘Sorgen des Lebens’ brauchen wir weder ignorieren noch vernachlässigen. Vielmehr sollen wir sie zunächst vor Jesus bringen im Gebet, wie es in Philipper 4,6 steht: “Macht euch um nichts Sorgen! Wendet euch vielmehr in jeder Lage mit Bitten und Flehen und voll Dankbarkeit an Gott und bringt eure Anliegen vor ihn.” Durch aufrichtigen Glauben wird Jesus helfen. Wir sollen uns nicht auf unsere eigenen, limitierten Kräfte und Möglichkeiten verlassen, sondern unsere Anliegen im Gebet an Jesus vortragen und ihm vertrauen.
Daher verspricht Jesus in Matthäus 6,25, dass Gott der Vater die Menschen nicht im Stich lässt, die auf ihn vertrauen und harren: “Darum sage ich euch: Sorgt euch nicht um euer Leben, was ihr essen und was ihr trinken sollt, noch um euren Leib, was ihr anziehen sollt! Ist nicht das Leben mehr als die Speise und der Leib mehr als die Kleidung? Seht die Vögel des Himmels an: Sie säen nicht und ernten nicht, sie sammeln auch nicht in die Scheunen, und euer himmlischer Vater ernährt sie doch. Seid ihr nicht viel mehr wert als sie? Wer aber von euch kann durch sein Sorgen zu seiner Lebenslänge eine einzige Elle hinzusetzen?”
Wir können die 'Sorgen des Lebens' nicht aus eigener Kraft bewältigen
Was die Sorgen dieses Lebens und dieses Weltsystems anbelangt, können wir nicht alles aus eigener Kraft schaffen. Wir sind in unseren eigenen Kräften limitiert und können nicht jeden auswärtigen Faktor beeinflussen. Alleine das reicht bereits, um bei jedem Anliegen zu Jesus zu beten, aufrichtig um Hilfe zu bitten und großen Beistand zu erhalten. Außerdem wissen Menschen nur bedingt, was das Beste für sie ist: Es können sich bestimmte Wünsche auch als sehr abträgliche und nachteilhafte Begierden herausstellen. Jesus weiß hingegen, was der Mensch wirklich braucht.
Wer denkt, alles aus eigener Kraft schaffen zu können, bleibt mit sich allein, ohne Gott. Das kann auf Dauer nicht gut gehen, denn kein Mensch ist unsterblich und kein Mensch wird es ewig aushalten, Dinge allein zu bewältigen. Wer beim Überwinden von Hindernissen nicht auf Jesus vertraut, demonstriert, dass er ihn nicht will. Ein solcher Mensch haftet also in seinem Handeln dem Weltsystem an.
Die ‘Sorgen des Lebens’ sind wie ein Hamsterrad
Es ist sehr verlockend, aus einer Alltagsroutine heraus Dinge alleine bewältigen zu wollen, insbesondere, wenn jemand gut und erfolgreich darin ist. Doch genau diese Routine sorgt für das Verfangen in der Welt und im Weltsystem. Wer seine Priorität dahin lenkt und zum Beispiel aufgrund von Sorgen immer mehr arbeitet, wird auch schnell feststellen, dass plötzlich immer weniger Zeit für Gott gefunden wird. Plötzlich kommen noch mehr Probleme und noch mehr Sorgen – und der Mensch wird eingesogen und findet sich in einer ausweglos wirkenden Hamsterrad-Situation wieder.
Dieses Hamsterrad ist ein Kreislauf, von dem Menschen denken: Ein Schritt nach vorne bessert die Lage – aber dadurch dreht sich das Rad nur schneller. Das ist die Illusion, dass Menschen, die mehr erreicht haben – weniger Sorgen hätten. Doch das ist nicht der Fall: Wer mehr Geld verdient, hat auch mehr Verantwortung. Wer mehr verdient, hat nicht weniger Sorgen, sondern mindestens genauso viele wie vorher.
Herausforderungen mit Jesus bewältigen
In der Praxis bedeutet das: Es ist immer die beste Option, täglich vor allen Herausforderungen und am besten schon früh am Morgen zu beten. Bis zum ersten Gebet an Jesus keine Aufgaben angehen. Keine organisatorischen Gedanken machen. Keine Sorgen machen. Erst aufrichtig beten – danach den Tag starten und die Herausforderungen angehen.
Wie schon erwähnt, sollen wir unsere Anliegen an Jesus im Gebet herantragen, wie in Philipper 4,6 steht: “Macht euch um nichts Sorgen! Wendet euch vielmehr in jeder Lage mit Bitten und Flehen und voll Dankbarkeit an Gott und bringt eure Anliegen vor ihn.” Unsere Aufgabe auf der Welt ist es, zu überwinden. Es ist möglich, wie in Offenbarung 21,7 steht: “Wer überwindet, der wird alles erben, und ich werde sein Gott sein, und er wird mein Sohn sein.”
[1] Arnold G. Fruchtenbaum: “Ha-Malakhim: Das Reich der Engel”, CMV Hagedorn (Düsseldorf), 2020, S. 97f
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