Jesaja 14,12

Stolz war die erste Sünde in Jesaja 14,12

Noch bevor der Mensch erschaffen wurde, gab es den Sündenfall Satans. Laut Heiliger Schrift war das Motiv dafür auch gleichzeitig die erste dokumentierte Sünde: Stolz. Über die Ursachen und die Konsequenzen des Stolzes.

Stolz entsteht durch Überhebung. Die Überhebung oder Selbstüberhöhung findet in ihrer Wurzel immer auf Basis von Dingen statt, die wir nicht selbst geschaffen haben. Es ist eigentlich absurd: Menschen können das Gefühl entwickeln, dass ihnen mehr Dinge zustehen als anderen – basierend auf ihrer angeborenen Intelligenz, von angeborener Gesundheit oder von angeborener Schönheit. Nichts davon wurde vom Menschen selbst konstruiert – und doch leiten sich Menschen daraus Ansprüche ab und internalisieren eine Art selbstverständliche Ungleichheit: ein Über-Unterordnungsverhältnis zu anderen. 

Sie nehmen ihre Erschaffung durch Gott als eigene Leistung wahr. Menschen sind stolz auf sich selbst, obwohl sie sich selbst nicht geschaffen haben. Doch wie kommt dieser Trugschluss zustande? Die Bibel gibt die Antwort: Die Sünde des Stolzes korrumpiert den Verstand. Genauso passierte es bereits in der allerersten dokumentierten Sünde in der Heiligen Schrift: Beim Sündenfall Satans.

Der Sündenfall Satans durch Stolz aufgrund der Erschaffung

“Satan” (śāṭān) bedeutet im Hebräischen “Widersacher” und beschreibt in der Heiligen Schrift seit dem Alten Testament den gefallenen und ehemals ranghöchsten Engel in Gottes Hierarchie, nämlich den gesalbten, schirmenden Cherub. Sein wirklicher Name wird in der Heiligen Schrift nicht genannt. Manche denken da an den Namen “Luzifer”, aber dieser kommt in den Originalschriften der Bibel nicht vor, sondern ist eine lateinische Übersetzung von “Glanzstern, Sohn der Morgenröte” (Jesaja 14,12). Später verwendete die katholischen Kirche diese Bezeichnung als Eigennamen, aber tatsächlich ist es keiner.

Als ehemals ranghöchster unter Gottes geschaffenen Engeln wurde der Verstand Satans durch die Sünde des Stolzes korrumpiert. Er rechnete sich seine Schönheit, Weisheit und Macht, die Gott ihm bei seiner Erschaffung verlieh, offenbar als eigene Leistung an, die ihn ermächtigen würde, mehr als nur die ihm zugedachte Aufgabe und Rolle zu beanspruchen. Konkret wollte er sich Gott gleichmachen. Dieses Motiv werden wir auch beim Sündenfall des Menschen sehen. 

Ab Jesaja 14,12 heißt es über die Motivlage vom Sündenfall des Satans: “Wie bist du vom Himmel herabgefallen, du Glanzstern, Sohn der Morgenröte! Wie bist du zu Boden geschmettert, du Überwältiger der Nationen! Und doch hattest du dir in deinem Herzen vorgenommen: Ich will zum Himmel emporsteigen und meinen Thron über die Sterne Gottes erhöhen und mich niederlassen auf dem Versammlungsberg im äußersten Norden; ich will emporfahren auf Wolkenhöhen, dem Allerhöchsten mich gleichmachen!

In diesem Kontext stehen die “Sterne” für die Engel im Reich Gottes und der “Versammlungsberg im äußersten Norden” für das messianische Reich. Der international bekannte Theologie Arnold G. Fruchtenbaum schreibt zu den Ich-Will-Aussagen Satans: “Zweitens erklärte Satan: “Ich will meinen Thron über die Sterne Gottes erhöhen.” Wie bereits erwähnt, bedeutet das Wort “Sterne”, wenn es in der Heiligen Schrift symbolisch verwendet wird, Engel. Mit dem zweiten “Ich will” erklärte Satan seinen Wunsch, der alleinige Herrscher über alle von Gott geschaffenen Engel werden zu wollen. Damit beabsichtigte er, Michael seiner Position zu entheben, und der Erzengel werden zu wollen. Drittens sagte Satan: “Ich will mich auf dem Versammlungsberg im äußersten Norden niederlassen.” Die hebräischen Propheten benutzten ähnliche Ausdrücke, um das messianische Königreich zu beschreiben.” [1]

Der Stolz Satans aufgrund seiner ehemaligen Leitungsfunktion

Der Satan überhob sich nicht nur auf Grundlage der ihm verliehenen Eigenschaften, wie vollkommener Schönheit, Intelligenz und Weisheit, sondern auch wegen der Macht, die ihm zuteil wurde. Es gibt laut Heiliger Schrift eine Hierarchie unter den Engeln im Reich Gottes, in der Reihenfolge von Cherubim, Seraphim und Engeln, wie man sie umgangssprachlich nennt. Satan war nicht nur ein Cherubim, sondern einer der von Gott auserwählt wurde, der ranghöchste (der gesalbte) zu sein. Die Leitungsfunktion, die er ehemals im Reich Gottes innehatte, nutzte er nicht für Demut, sondern für Überhebung, wie Arnold G. Fruchtenbaum ausführt:

 “Es kam ein Zeitpunkt, an dem Satan über seine Schönheit nachdachte, und anstatt in demütiger Unterwerfung unter Gott zu verharren, der ihn so erschaffen hatte, wurde er stolz. Während der erste Sünder Satan war, war die erste Sünde der Stolz. Das kommt deutlich im Zusammenhang mit 1. Timotheus 3,6 zum Ausdruck, wo Paulus eine Reihe von Qualifikationen für diejenigen skizzierte, die in Gemeinden das Ältestenamt anstreben. Paulus warnte: “nicht ein Neubekehrter, damit er nicht, aufgebläht, dem Gericht des Teufels verfalle”. Einem Frischbekehrten darf keine leitende Position gegeben werden, damit er nicht aufgeblasen in die Verdammnis des Teufels gerät. Aus diesem Vers geht klar hervor, dass Satan mit Stolz erfüllt war. Das ist die Sünde, die sein Wesen korrumpierte und zu Sündentaten führte.” [2]

So wie Satan seine geistliche Leitungsfunktion als Anlass für seinen Stolz nahm, könnte es also auch demnach einem Menschen widerfahren. Daher weist Paulus an, dass ein Frischbekehrter keine Leitungsfunktion in einer Gemeinde tragen dürfe, damit er sich nicht überhebe. Selbst der Apostel Paulus legte größte Vorsicht an den Tag, sich nicht zu überheben und stolz zu sein, angesichts der Offenbarungen, die er von Gott erhielt. In 2. Korinther 12,7 sagt er: “Und damit ich mich wegen der außerordentlichen Offenbarungen nicht überhebe, wurde mir ein Pfahl fürs Fleisch gegeben, ein Engel Satans, dass er mich mit Fäusten schlage, damit ich mich nicht überhebe.

Stolz korrumpierte den Verstand des Satans

Doch welche Effekte hat das Korrumpieren des eigenen Wesens durch die Sünde? Laut Arnold G. Fruchtenbaum ist die Sünde imstande, den Verstand, die Weisheit und sogar die vollkommene Klugheit in einer solchen Art und Weise zu korrumpieren, dass diese nicht mehr voll funktionsfähig sind. Ausgehend davon ist die Fähigkeit, Dinge realistisch einzuschätzen, stark beeinträchtigt. Die Sünde ist ein Fluch und der Sünde Lohn ist der Tod (Römer 6,23), weswegen wir bei der Sünde immer und in jeder Hinsicht von einer zerstörerischen Wirkungsweise ausgehen können. Das gilt auch für den Stolz in Hinblick auf die Klugheit des Satans. Arnold G. Fruchtenbaum schreibt:

Darüber hinaus wurde der Verstand Satans verdorben. Er betrachtete seine Schönheit auf falsche Weise, und diese Tat führte zur Sünde des Stolzes. Die Sünde des Stolzes wiederum verdarb seine vollkommene Klugheit, die zum ersten Mal in Vers 12 erwähnt wurde. Seit seinem Sündenfall hat Satan seine große Intelligenz für sündige Zwecke benutzt. Immer wieder wird gefragt: “Wenn Satan die Bibel kennt und weiß, was am Ende mit ihm geschehen wird, warum versucht er dann immer noch, gegen all das zu kämpfen?”. Die Antwort liegt genau hier. Obwohl er vollkommen war in Weisheit, ist sein Verstand durch die Sünde korrumpiert worden, und bis zu einem gewissen Grad hat Satan wohl immer noch das Gefühl, dass er gewinnen kann.” [3]

Stolz war auch der Wunsch bei Eva, wie Gott zu sein

Auch beim Sündenfall des Menschen war Stolz ein zentraler Beweggrund – konkret ging es um den Gedanken, wie Gott zu sein. Satan führte zwei Versuche aus, Eva zu verführen. Er verführte Eva zum selben Tatmotiv, das er zuvor beging. Auch Eva wurde verführt zur Selbstüberhöhung, denn der Wunsch, wie Gott zu sein, ist immer eine Überhebung über die eigene Schöpfung, Aufgabe und Rolle, die Gott zuwies. Die eigene Schöpfung, Aufgabe und Rolle kann im Rahmen der Sünde des Stolzes als eigene Leistung interpretiert werden, die das Verlangen weckt, deutlich höher und damit ungleicher zu sein. Arnold G. Fruchtenbaum schreibt:

Gemäß 1. Mose 3,5 war der Wunsch, wie Gott zu sein, auch die Sünde, die den Sündenfall des Menschen verursachte. Der Kontext dieses Verses stellt Satans zweiten Angriff auf den Menschen dar. Während des ersten Angriffs hatte er das Wort Gottes infrage gestellt, indem er sprach: “Hat Gott wirklich gesagt  …?” (V. 1). Bei dem zweiten Angriff ging er noch einen Schritt weiter und widersprach Gott ohne Umschweife, indem er sagte: “Keineswegs werdet ihr sterben!” (V. 4). Das ist die erste in der Bibel notierte Lüge, und sie ist der Grund, warum Jeschua Satan als Vater der Lüge bezeichnet hat (Joh 8,44). Satan ging von einer Infragestellung zu einer direkten Verleugnung des Wortes Gottes über. Doch das reichte ihm immer noch nicht.

In Vers 5 ging er von einer Verleugnung der Strafe zu einer Verleugnung der Integrität Gottes über, als er sprach: “Gott weiß, dass an dem Tag, da ihr davon esst, eure Augen aufgetan werden und ihr sein werdet wie Gott, erkennend Gutes und Böses.” Satan wollte in Eva den Wunsch erwecken, wie Gott zu sein, und dieser zweite Angriff auf den Menschen war erfolgreich. Eva entwickelte in der Tat diesen Wunsch und spiegelte damit den Geist Satans wider.” [4]

Gott wird die Stolzen richten

Die Heilige Schrift hebt das Verhältnis Gottes zur Sünde des Stolz an mehreren Stellen deutlich hervor: Stolz ist auf jeden Fall eine Sache, die von Gott sehr negativ aufgefasst wird. In Sprüche 6,16-19 heißt es, dass Gott der Vater stolze Augen hasst: “Diese sechs hasst der HERR, und sieben sind seiner Seele ein Gräuel: stolze Augen, eine falsche Zunge, Hände, die unschuldiges Blut vergießen, ein Herz, das böse Pläne schmiedet, Füße, die schnell zum Bösen laufen, ein falscher Zeuge, der Lügen ausspricht, und einer, der Zwietracht sät zwischen Brüdern.

Wer Gott den Vater fürchtet, soll sogar den Stolz hassen, wie es in Sprüche 8,13 heißt: “Die Furcht des HERRN bedeutet, das Böse zu hassen; Stolz und Übermut, den Weg des Bösen und einen verkehrten Mund hasse ich.” Zudem überheben sich die Übeltäter stolz, laut Psalm 94.4: “Sie halten viele und freche Reden; stolz überheben sich alle Übeltäter.

So wie in jeder anderen Sünde auch, ist auch beim Stolz der Tod der Sünde Lohn (Römer 6,23). In Sprüche 16,18 wird angekündigt, das nach dem Stolz der Zusammenbruch kommt: “Stolz kommt vor dem Zusammenbruch, und Hochmut kommt vor dem Fall.” Schlussendlich wird in Psalm 75,5-8 das Gericht Gottes über die Übermütigen angekündigt, denn das Hohe soll erniedrigt, und das Niedrige soll erhöht werden. Diejenigen, die es nicht geschafft haben, durch Jesus Christus die Vergebung ihrer Sünden zu erlangen, werden gerichtet werden – so auch die Stolzen. 

Es gibt keinen objektiven Grund, stolz zu sein – denn Leben, Schönheit oder Intelligenz kommt von Gott und ist nicht von Menschen erschaffen worden. Aber es gibt hier noch eine Sache: Auf Gott zu vertrauen und bei Gott zu sein ist eine schönere und spannendere Aussicht, als auf sich selbst zu vertrauen und auf Fähigkeiten stolz zu sein. Was ist besser: Fleisch und Knochen zu sein, und auf die Fähigkeiten von sterblichen Fleisch und vergänglichen Knochen zu vertrauen – oder zu wissen, dass die eigenen Fähigkeiten von einem unvergleichbaren, großen, mächtigen und intelligenten Gott eingebaut wurden, und dieser Gott darüber hinaus den Menschen anleitet und übernatürlich beisteht?

Du hast eine Frage? Dann stelle sie:

    [1] Arnold G. Fruchtenbaum: “Ha-Malakhim: Das Reich der Engel”, CMV Hagedorn (Düsseldorf), 2020, S. 80

    [2] Arnold G. Fruchtenbaum: “Ha-Malakhim: Das Reich der Engel”, CMV Hagedorn (Düsseldorf), 2020, S. 76

    [3] Arnold G. Fruchtenbaum: “Ha-Malakhim: Das Reich der Engel”, CMV Hagedorn (Düsseldorf), 2020, S. 76

    [4] Arnold G. Fruchtenbaum: “Ha-Malakhim: Das Reich der Engel”, CMV Hagedorn (Düsseldorf), 2020, S. 81

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